Humor am Arbeitsplatz

Wie gehst du eigentlich mit gemachten Fehlern um? Streitest du sie ab? Kannst du darüber lachen? Erfolgreiche Menschen lernen aus den eigenen Fehlern. Doch nicht allen gelingt das.

Humor versus Fehlerkultur

Das persönliche Wertesystem besteht aus mehreren Bausteinen: Das sind erlernte Einstellungen, Glaubenssätze, Motive und vieles mehr. Auch die Fehlerkultur ist ein Baustein des Wertesystems. Wie geht man in unserem Kulturkreis mit Fehlern um? Und: Kann Humor dabei helfen?

Die Generation Y und Z lebt es uns vor: Gelassenheit am Arbeitsplatz ist cool, Hierarchiedenken ist out, Fehler können passieren und man nimmt sich selbst nicht immer zu wichtig. Das gilt für Führungskräfte genauso wie für Mitarbeiter:innen – und zwar in jedem Bereich.

Dabei spielt auch Humor eine Rolle. Das heißt nicht, dass man jeden Tag eine Kasperlnummer abziehen muss, aber: Erzähl mal eine Anekdote beim Kaffe, oder überrasche mit einem witzigen Zitat in einem Meeting oder bei einer Präsentation. Motiviere dein Team zu kreativen Vorschlägen. Und vor allem: Nimm es nicht tragisch, wenn eine humorvolle Einlage bei den Kollegen auch einmal nicht ankommt. 

Wie man Fehler vermeidet…

Die Bereitschaft, Misserfolge zu erwarten und auch auszuhalten, hat etwas mit Mut zu tun. Ohne den funktioniert auch der Humor nicht. Das ist wie bei der Kreativität: Aus Fehlern lernen wir, nächstes Mal machen wir es besser. Über eigene Fehler zu lachen ist ein wichtiges Element einer guten Fehlerkultur.

Interessant ist: Je mehr Fehler man einkalkuliert, desto weniger macht man. Viele Sportler kennen das zum Beispiel. Oder auch Schauspieler. Die beste Leistung erbringen sie im Training oder bei der Probe. Damit auch beim großen Auftritt alles gut geht (und das wünscht sich im Grunde ja jeder) heißt es: Bleib locker, auch wenn etwas schief geht. Chefinnen und Chefs, die ihren Mitarbeitern Fehler erlauben, können damit rechnen, dass weniger passieren.

Einer meiner Fehler ist zum Beispiel, keine machen zu wollen. Der zweite, ein gewisser Hang zum Perfektionismus. Perfektionist:innen sind anstrengend – sowohl für sich selbst als auch für die Umgebung. In meiner Arbeit als Trainerin kann ich mir Perfektionismus zwar einigermaßen erlauben, außerdem werde ich dafür bezahlt, meine Fehler so schnell wie möglich zu entdecken und es beim nächsten Mal besser zu machen. Wenn man jedoch im Team arbeitet, sollte man lernen, einen anderen Umgang mit Fehlern zu finden. Wenn Vorgesetzte jeden Fehler registrieren und null Fehlertoleranz zeigen, wirkt sich das demotivierend auf das ganze Team aus. 

Stimmungskiller PerfektionismusNimms locker_by_berwis_pixelio.de

In der Kunst des Improvisationstheaters beispielsweise gilt die Regel: Störungen haben Vorrang. Fehler zu erwarten und dann humorvoll und gelassen mit ihnen umzugehen, ist eine Kunst, die sich viel produktiver auf das Tagesgeschehen, die Mitarbeitermotivation, Zuhörbegeisterung und die eigene Lernkurve auswirkt als das krampfhafte Bestreben, jeden Fehler zu vermeiden.

Darum: Gutes Qualitätsmanagement heißt nicht zwangsläufig, dauernd auf der Suche nach Perfektion zu sein. Der wichtigste Faktor ist ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin, die gern im Unternehmen arbeitet und Spaß bei der Arbeit hat. Ja – richtig gelesen. Denn auch die Kreativität des Einzelnen wird dadurch gefördert und die Leistung steigt. 

Von Genies und Erfindern lernen

Das ist natürlich kein Plädoyer, alle Fehler zu ignorieren. Im Gegenteil. Es kommt nur auf die Einstellung zu Fehlern an. Gib klare Ziele vor. Passieren Fehler, dann besprich sie im Team konstruktiv und wertschätzend. Diskutiert über Lösungsvorschläge. Vorgesetzte sollten Mitarbeiter nicht für Fehler „bestrafen“ oder sie gar bloßstellen, sondern die Ursachen finden und die Folgen dieses Fehlers aufzeigen. Das erhöht auf jeden Fall die Bereitschaft, künftige Fehler zu vermeiden. Auch wer in Entscheidungsprozesse eingebunden wird, fühlt mehr Verantwortung und wird weniger Fehler machen. 

Der Vater des lateralen Denkens und Erfinder unzähliger Kreativitätstechniken Edward de Bono machte in diesem Zusammenhang eine interessante Entdeckung: Bei einer Analyse zahlreicher Biographien von Genies und Künstler:innen entdeckte er, dass die besonders Begabten sehr hartnäckig und ausdauernd in Bezug auf ihre Fehler waren. So verdankte Leonardo da Vinci seine Erfolge nicht einem genialen Geistesblitz sondern dem Ausschluss von Fehlern. Der Legende nach soll das Universalgenie da Vinci mehr als 5000 Versuche unternommen haben, bevor sein erster Flugkörper in der Luft blieb. Wieviel Versuche gibst du dir? Wie viele Fehler erlaubst du dir oder deinen Mitarbeitern? 

Bis zum nächsten Mal, wo ich für allen Freunde des Kreativ Textens einen Tipp zur Zielgruppenansprache posten werde…..

Sigrun Frohner